Sonntag, März 31, 2013

Dies oder das? Nein.

Weitgehend unbemerkt machte ich eine Stippvisite in der Heimat. Mich erwarteten Rekordschnee, Rekordwinter, und wundervollste Familienzeiten. Und mein unglaublicher Gottebub.

Ich hatte mal das Buch "Loving our Kids on Purpose" von Danny Silk (hier auf deutsch) gelesen, und lernte damals wundervolle Dinge über Kindererziehung. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, immer immer die Beziehung zum Kind zu beschützen und zu pflegen. So dass das Kind nie Angst vor mir haben muss, und immer weiss, dass es zu mir kommen kann und sicher bei mir ist, auch wenn es etwas Dummes angestellt hat oder sogar etwas Schlimmes.
Etwas weiteres sind die "choices", also die Auswahlmöglichkeiten. Anstatt also einem Kind zu sagen: "Räum das Zimmer auf!", "Räum das Zimmer auf!!!!!!", "RÄUM DAS ZIMMER AUF!!!!!!!!!", könnte man ihm die Wahl lassen: "Möchtest du das Zimmer lieber jetzt aufräumen, oder später?". Wenn es "später" wählt, und es dann auch nicht tut, folgt zum Beispiel: "Möchtest du das Zimmer jetzt selbst aufräumen, oder soll ich es für dich tun?". Aber das Kind weiss schon, dass die Mutter oder der Vater 5 Franken Lohn nimmt fürs Zimmeraufräumen, und entscheidet sich deshalb, selbst aufzuräumen.
So in der Art. Ich muss das Buch nochmal lesen. Ich fand es jedenfalls genial.

Ich also mit meinem zweieinhalbjährigen Patenkind ins Migros. Schon auf dem Hinweg, als er sich im Schnee verlor, funktionierten die Auswahlmöglichkeiten nicht wirklich: "Möchtest du lieber selber laufen, oder von mir getragen werden?" ----- er spielte ungerührt weiter mit dem Schnee. Und dann im Migros.. ja warum wohl sind in tiefen Tischen, perfekt auf Kleinkindhöhe, an strategisch wichtigen Orten Spielzeugbagger und Bälle ausgestellt? "Bagger!!!!!!!" schrie mein Gottebub vergnügt, liess seinen heissgeliebten Kindereinkaufswagen los und rutschte kurz darauf mit einem grossen Spielzeugbagger in der Hand auf dem Supermarktboden herum. Ich weiss genau: Jetzt bloss nicht ihm den Bagger wegnehmen. Klar bin ich stärker. Ich kann ihm alles aus den Händchen zerren, kann ihn hochheben, festhalten, wegtragen. Aber das ist gemein. Bloss weil ich stärker bin. Und jedes einigermassen gesunde Kind würde sich da zu Recht mit lautem Schreien und Strampeln wehren...was ich auf jeden Fall verhindern will. Besonders, da ich sozusagen keine Erfahrung im Umgang mit Kleinkindern habe. Ich knie mich nieder und biete ihm wunderbare Deals an: "Willst du den Bagger selbst zurückstellen, oder soll ich das tun?" - - er überlegt....: "Nein" -- und spielt weiter. Ich versuche es ganz locker flockig: "Ok komm, wir gehen weiter. Wir gehen nach Hause. Zu Papai. Zu Mama. Essen. Spielen. Nach Hause. Komm". Nichts.... mein Verlobter rettet mich, greift sich den Jungen, und als der grad anfangen will zu weinen, wirft er ihn mehrmals in die Luft und fängt ihn wieder. Der Junge muss lachen, und so ziehen sie um die Ecke, weit weit weg. Uff.... Ich stelle den Bagger zurück, schnappe mir Kinderwagen und Kindereinkaufswagen, und gehe ihnen hinterher und dann geht's so direkt wie möglich zur Kasse.



1 Kommentar:

rebbie hat gesagt…

Haha! Typisch Theorie-Praxis Problem...Bei den Babys ist es auch so. Meine Erkenntnis nach 5 Jahre Neo: Man kann Babys nicht wirklich erziehen. Sie erziehen dich.